Doppelpaddel

Das Material - Holz oder Kunststoff?

Das Paddel beschäftigt uns Paddler ja so manches Mal. Es gibt uns fast unerschöpflichen Gesprächsstoff. So dachte ich mir: "Überlege dir mal, was das wichtigste an einem Paddel ist". Und da fängt es auch schon an kompliziert zu werden. Die Frage sollte besser heißen: "Für welchen paddlerischen Einsatz brauche ich welches Paddel und was sind hier die Vor- bzw. Nachteile". Grundsätzlich unterscheidet man wie folgt:

  1. das Wanderpaddel
    1. Flußpaddel o. Kleingewässerpaddel
    2. Großgewässerpaddel
  2. das Paddel als Sportgerät
    1. Kurzstrecken o. Sprintpaddel
    2. Langstrecken o. Marathonpaddel
  3. das Wildwasserpaddel

Für alle Bereiche gibt es das richtige Paddel. Die Frage stellt sich uns dann aber: "Wie finde ich das heraus", ohne sich blind auf den nächsten Kajakbedarfshandel zu verlassen. Hier möchte ich ansetzen und Euch im Allgemeinen und im Speziellen einen Überblick verschaffen.

Das Holzpaddel

Die positiven Eigenschaften vom Holz kommen beim Paddelbau voll zum Tragen. Holz ist relativ leicht, es läßt sich gut verarbeiten und bei kalter Witterung liegt es "warm" in der Hand. Holz ist elastisch und schont unsere Gelenke. Es läßt sich mit wenig Geschick gut warten und ist je nach Machart recht günstig. Sehr kunstvoll gearbeitete Holzpaddel sind durch den hohen Preis und die zeitaufwendige Herstellung selten geworden. Materialkombinationen sind sehr selten zu finden, aber es gibt sie (z. B. das Blatt aus Sperrholz wird mit einem Schaft aus Alu oder GFK kombiniert).

Das Kunststoffpaddel

Die wohl verbreitetsten Paddel sind die Paddel aus Kunststoff. Hier ist man in der Fertigung sehr variabel. Man profitiert von Erfahrungen aus anderen Verarbeitungsbereichen. Durch Materialmixturen entstehen "maßgeschneiderte" Paddel. Es gibt kaum noch offene Wünsche. Flexibilität, Gewicht, Länge, Größe, Breite, Form, Steifigkeit sind alles Größen, die man als Kunde kombinieren kann. Kunststoffpaddel von der "Stange" sind billig, robust, langlebig aber relativ schwer. Man unterscheidet hier das GFK- (glasfaserverstärkter Kunststoff) Paddel, das RIM-(reakting injektion molding) Paddel und das Carbon-Keflar-Paddel. Das GFK,-und das RIM- Paddel weden fast ausschließlich mit einem Aluschaft kombiniert. Aluschäfte sind sehr starr und billig, aber sie fassen sich bei niedrigen Temperaturen sehr "kalt" an. Man beugt hier mit verschiedenen Beschichtungen wie z. B. Schrumpfschlauch oder Softgrip zur Isolation vor, doch um einen guten Kontakt zum Schaft zu haben, muß diese Ummantelung sehr dünn sein. Eine dünne Isolation bietet natürlich keinen großen Komfort. Leider reagiert Aluminium mit Wasser und aus diesem Grund muß man das Aluminium schützen, indem man es lackiert oder poliert bzw. eloxiert. Wird diese Schutzschicht beschädigt, beginnt das Material zu korrodieren. Die dritte Variante der Kunststoffpaddel bildet das Carbon-Keflar-Paddel. Es stellt den ,,Rolls Roys" unter den Paddeln dar und der Preis gestaltet sich leider auch entsprechend. Es ist extrem leicht, bietet durch Anteilsvariation von Carbon/Keflar extreme Starre bzw. extreme Flexibilität. Je höher der Carbonanteil um so starrer, je höher der Keflaranteil um so flexibler. Beim Karbon-Keflar-Paddel verwendet man nur sehr selten Aluschäfte. Im Normalfall bleibt man beim gleichen Materialmix, variiert aber häufig das Verhältnis der Zusammensetzung beider Materialien beim Schaft und beim Blatt.

Wie lang soll das Paddel sein, um wieviel Grad soll es gedreht sein und wie groß sollen die Blätter werden?

  1. Für die Längenbestimmung müssen wir drei Dinge beachten:
    1. Körpergröße des Paddlers
    2. Einsatzgebiet
    3. Bootstyp
  2. Der Grad der Drehung ist in den meisten Fällen wenig individuell und fast immer vorgegeben.
  3. Die Blattgröße wird durch das Paddelrevier und die Kraft des Paddlers bestimmt.
zu 1:

Für das Großgewässer brauchen wir ein langes Paddel (ab 220 cm) mit nicht zu großem Blatt, um lange Touren mit mäßigem Tempo ausdauernd durchzustehen. Für das Fließgewässer bedienen wir uns eines mittleren bis langen Paddel mit großem Blatt. Hier kommt es manchmal darauf an, schnell zu reagieren, um z. B. einem Hinderniss auszuweichen. Das Paddel für den Sprint, also der Kurzstrecke oder beim Polospiel muß kurz sein. Längen ab 212 cm sind hier das Maß. Beim Marathonsport "bastelt" sich der Sportler ein individuelles Paddel. Hier sollte das Paddel etwas länger sein als bei der Kurzstrecke, denn die Paddelfrequenz ist geringer pro Zeiteinheit. Die Blattgröße hängt maßgeblich von der Kraft des Sportlers ab. Im Wildwasser kommt es auf Wendigkeit und Spurtstärke an. Ein relativ kurzes Paddel mit ca. 200 cm mit großem Blatt ist hier Pflicht.

zu 2:

Kommen wir nun zum Drehen eines Doppelpaddels. Warum dreht man ein Paddel überhaupt und um wieviel Grad wird es gedreht ? Beim Paddeln mit Doppelpaddel befindet sich immer nur ein Blatt im Wasser, das andere jedoch in der Luft. Da wir uns unter anderem gegen den Luftwiederstand fortbewegen, sollte dieser möglichst klein gehalten werden. Wäre nun unser Paddel nicht gedreht, würde das Blatt, das durch die Luft geführt wird, viel Luftwiederstand bieten. Man dreht die Blätter um ca. 70-90 Grad, um den Luftwiederstand, der bei Wind von vorn oder hinten beträchtlich ist, zu minimieren.

zu 3:

Auf die Blattgröße bin ich unter Punkt 1 schon eingegangen. Hinzuzufügen wäre noch die Tatsache, das Frauen bzw. Jugendliche generell kleinere Blätter benutzen als Männer, da hier, wie oben schon angeführt, weniger Kraft zur Verfügung steht (Ausnahmen bestätigen die Regel).