Paddeltour durch den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
Anfang September 2007 brachen Werner Kuhr und ich zu einer einwöchigen Paddeltour durch die Vorpommersche Boddenlandschaft auf. Wir starteten früh morgens, so dass wir bereits gegen Mittag in Ribnitz-Dammgarten waren und unsere Boote am Seglerhafen zu Wasser lassen konnten.
Am ersten Tag paddelten wir auf dem Saaler Bodden an der Westseite entlang gen Norden. Beim Campingplatz Born nutzten viele Surfer den Wind und fegten übers Wasser. Nach einer kleinen Pause paddelten wir von dort weiter bis zum Seglerhafen von Wieck. Da die Saison sich bereits dem Ende neigte, waren nur noch wenige Segler im Hafen und wir waren eher die Exoten. Die vorbeikommenden Passanten waren oft sehr interessiert und so gab es den einen oder anderen Klönschnack.
Von Wieck aus haben wir eine Tagestour zum Leuchtturm Darßer Ort unternommen. Dazu paddelten wir durch den Prerower Strom bis nach Prerow und setzten dort die wenigen hundert Meter in die Ostsee über. Hier gibt es wunderschöne weiße Sandstrände. Aufgrund der Wassertemperaturen von ca. 15 - 16° C waren allerdings nur noch vereinzelt Badende zu sehen. Im Schutz der nahen Küste ging es vorbei an der Seebrücke zum ehemaligen NVA-Hafen Darßer Ort. Dort legten wir unsere Boote ab und machten uns zu Fuß teilweise auf Bohlenwegen durch das Naturschutzgebiet zum Leuchtturm. Hier an der Westseite gab es eine ordentliche Brandung, wie wir sie sonst nur von der dänischen Westküste kennen. Eine Umpaddelung der Nordspitze von Darßer Ort kam also gar nicht in Frage. Auf demselben Weg ging es dann am späten Nachmittag auch wieder zurück zu unserem Quartier nach Wieck.
Am nächsten Tag paddelten wir dann weiter gen Osten durch den Bodstedter Bodden und die Meinigenbrücke, vorbei an Zingst auf der linken Seite und der Insel Große Kirr zur Rechten in den Barther Bodden. Hier standen wir dann vor der Entscheidung, auf der Grabow den längeren Weg im Schutz der südlichen Küste zu paddeln oder entlang der Fahrrinne und mit dem Wind im Rücken die 8 km zum gegenüberliegenden Ufer. Wir haben uns für letzteres entschieden.
Bevor wir auf der Weiterfahrt die Insel Bock erreichten, konnten wir in der Ferne bereits die Insel Hiddensee mit dem Leuchtturm im Norden sehen. Zwischen der Insel Bock, die weitgehend unberührt ist, und dem Festland sind es jetzt nur wenige hundert Meter. Aber zu dieser Jahreszeit herrscht nur noch wenig Schiffsverkehr auf dieser einzigen Zufahrt zur Boddenlandschaft. In Barhöft haben wir dann am Seglerhafen unsere Zelte aufgeschlagen.
Am nächsten Tag hatte der Wind deutlich zugenommen: Der Seewetterbericht sagte Nordwestwinde der Stärke 6 mit Sturmböen und gewittrigen Schauern voraus. Eigentlich wollten wir weiter bis Schaprode. Die Südspitze von Hiddensee muss man allerdings in weitem Bogen umfahren, da sich dort eine Sandbank befindet, die von vielen Seevögeln als Rastplatz genutzt wird. Die Alternative, nördlich an Bock vorbei auf der Westseite von Hiddensee zu paddeln schied aufgrund der dortigen Brandung ebenfalls aus. Von einem ehemaligen Wachturm aus DDR-Zeiten konnten wir per Fernglas sehen, wie die brechenden Wellen an den Strand rollten. So sind wir wie auch die Segler und ein Fischer diesen Tag im Hafen geblieben und haben die Gegend zu Fuß erkundet. Abends haben wir uns dann im Hotelrestaurant eine warme Mahlzeit gegönnt.
Am folgenden Tag hatte der Wind wieder nachgelassen und wir konnten unsere Fahrt nach Schaprode fortsetzen. Bereits gegen Mittag schlugen wir unsere Zelte auf dem dortigen Campingplatz auf. Voller Tatendrang machten wir uns dann noch zum gegenüberliegenden Neuendorf auf Hiddensee auf und sind zu Fuß bis zum südlichen kleinen Leuchtturm spaziert. Es war ein schöner Spätsommertag, kein Vergleich mit den herbstlichen Winden vom Vortag.
Da es auf Hiddensee keine Möglichkeit gibt zu zelten, blieben wir in Schaprode noch eine weitere Nacht, um am nächsten Tag den Norden von Hiddensee zu erkunden, der mit seinen Hügeln etwas höher aus dem Meer aufragt. Wir legten unsere Boote am Hafen von Kloster ab und begaben uns dann zu Fuß auf die Anhöhen. Der morgendliche Nebel hatte sich weitgehend gelegt und so hatte man einen herrlichen Rundblick über Hiddensee, Rügen und die Bodden dazwischen. Man konnte sogar mit bloßem Auge die Kreidefelsen der ca. 28 Seemeilen entfernten dänischen Insel Møn sehen. Wir wanderten bis zum Leuchtturm und dann eine baufällige Treppe die Steilküste hinunter am Strand entlang bis zum Ort Vitte. Viele Straßen auf Hiddensee sind unbefestigt und es gibt nur ganz wenige Autos. Das macht das Leben hier so ruhig und erholsam. Gegen Abend werden auch die Touristenströme weniger. Wir sind froh, nicht auf die Uhr schauen zu müssen, um unsere Fähre noch zu erreichen – wir haben unsere eigenen... ;-)
Von Schaprode ging unsere Tour zunächst nördlich und dann östlich vorbei an der Halbinsel Bug und der Wittower Fähre durch den Breetzer und Breeger Bodden zum Großen Jasmunder Bodden. Diesen überquerten wir mit dem Wind im Rücken bis wir im Hafen der Segelsportgemeinschaft Glowe ankamen. Hier haben wir unsere Kajaks auf die Bootswagen verladen und die knapp zwei Kilometer bis zum Ostseehafen von Glowe auf dem Landwege zurückgelegt. Am Strand war jede Menge Seetang angespült, welcher nicht jedem Urlauber „nasal“ gefallen hat. Wir setzten unsere Boote am Strand wieder ein und paddelten weiter ostwärts an menschenleeren Steilküstenabschnitten vorbei bis zum Seglerhafen von Lomme, wo wir beim Hafenmeister unsere Zelte aufschlagen konnten.
Der Wind war in der Nacht wieder aufgefrischt. Die Wellen hier auf der Ostsee waren doch von einem anderen Kaliber als im geschützten Boddenbereich. Nach dem Frühstück haben wir uns entschieden, den letzten nur 13 Kilometer langen Abschnitt bis Sassnitz auch noch zu paddeln. Der Nordwestwind hatte zwar Stärke 5 - 6, aber wir mussten nur ein kleines Stück von ca. 2 km noch weiter gen Osten paddeln, ehe wir dann im Schutz der östlichen Steilküste fast gar keinen Wind mehr hatten. Die imposanten Kreidefelsen waren dann auch der krönende Abschluss dieser einwöchigen Paddeltour nach Rügen. Wir konnten in den Felsen auch noch ein Seeadlerpärchen beobachten.
In Sassnitz angekommen blieb Werner bei unseren Booten und ich machte mich auf zum Bahnhof und nahm den nächsten Zug nach Ribnitz-Damgarten. Dort angekommen, waren es dann nur wenige Minuten Fußweg zum Auto.
Auf der Rückfahrt nach Sassnitz wurde mir dann noch einmal klar, welche Entfernung wir in dieser einen Woche mit unseren Kajaks aus eigener Kraft zurückgelegt haben: Es waren knapp 200 km! Wir waren beide sehr begeistert von dieser gemeinsamen Tour und haben uns wunderbar erholt.
Auf der gesamten Tour hatten wir vorwiegend westliche Winde, meistens zwischen 4 und 6 Windstärken. Die Temperaturen waren schon eher herbstlich, aber es gab nur vereinzelt mal Regen oder Schauer.
Wir übernachteten meistens in Seglerhäfen. Diese verfügen über sanitäre Einrichtungen, so dass man dort auch duschen konnte. Die Übernachtung kostete zwischen 3,- und 5,- € pro Person nach Anmeldung beim Hafenmeister, die häufig sehr nette Unikate sind und bei denen man auch den neusten Seewetterbericht bekommt. Wir haben uns überwiegend selbst verpflegt, haben uns allerdings auch ab und zu eine warme Mahlzeit in einem Restaurant gegönnt, da es abends doch schon relativ früh dunkel und kühl wurde.
Text und Fotos: Andreas Lange
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